Geplanter Verkauf aller Mercedes-Niederlassungen in Deutschland:
Die Transformation und ihre Opfer.
Die Mercedes-Benz AG hat am 19. Januar 2024 verkündet, dass sie ihre konzerneigenen Autohäuser in Deutschland verkaufen möchte. Nach den Verkäufen in 2014, 2015 und 2021
soll mit der Veräußerung der verbleibenden Niederlassungen nun das deutsche Einzelhandelsgeschäft komplett aufgegeben werden. Betroffen von dieser Entscheidung sind rund 8.000 Mitarbeiter.
Nicht nur für die Beschäftigten, auch für die Kunden ist dieser Schritt einschneidend: Einen Mercedes-Benz in einer Niederlassung zu kaufen, war für die meisten immer etwas Besonderes: Von der individuellen Beratung und dem Produkterlebnis vor Ort bis zu den Service- und Reparaturleistungen – ein Luxuserlebnis als Gesamtpaket, das es in Zukunft so nicht mehr geben wird.
Noch ist unklar, an wen die Autohäuser verkauft werden. Nicht unwahrscheinlich ist es, dass chinesische Autohersteller ins Rennen um die Übernahme der Niederlassungen einsteigen, denn so bekämen sie einfach eine physische Vertriebsplattform für ihre Fahrzeuge in Deutschland auf dem Silbertablett serviert.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Zentrum und Betriebsrat am Mercedes-Benz Standort Untertürkheim, Oliver Hilburger, sieht die Entwicklungen mit großer Sorge. Er sagte dazu:
„Die Transformation wird große Auswirkungen auf die Beschäftigungsstruktur haben – nicht nur im produzierenden Bereich. Davor haben wir immer gewarnt. Mit dem Verkauf der Mercedes-Niederlassungen verkauft man jetzt einen Teil des Tafelsilbers, um in die Transformation zu investieren. Für mich ist das ein hochgefährliches Geschäft. Man setzt alles auf eine Karte, obwohl man heute schon weiß, dass es fast unmöglich ist, mit den Batterieautos aus China preislich und technisch mitzuhalten. Wie auch immer dieses Spiel ausgehen wird, die Beschäftigten werden die Leidtragenden sein.“
Oliver Hilburger
Vorstandsvorsitzender Gewerkschaft Zentrum