Eine Einordnung anhand des aktuellen Austritts aus der grünen Stahlproduktion von Arcelor Mittal:
Am 19 Juni 2025 verkündetet der weltweit zweitgrößte Stahlkonzern „Arcelor Mittal“, den Stopp seiner Planungen zur Produktion von grünem Stahl.
Betroffen von dieser Entscheidung sind die deutschen Werke in Bremen, Duisburg und Eisenhüttenstadt. Der Konzern begründet den Schritt mit mangelnder Wirtschaftlichkeit sowie der geringen Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff – und verzichtet damit bewusst auf die medienwirksam zugesagte Förderung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro durch den damaligen Wirtschaftsminister Robert Habeck.
Damit vollzieht der global aufgestellte Konzern die logische Konsequenz einer völlig falschen Industrie – und Förderpolitik Deutschlands. Sehr zum Ärger aller Green-Deal Fanatiker.
So überrascht es nicht, dass ausgerechnet die IG Metall zu den lautesten Kritikern dieser Entscheidung gehört. In einer Pressemitteilung der IG Metall vom Februar dieses Jahres hieß es noch: Wer nicht an den grünen Stahl glaubt, befördert das Ende der Stahlindustrie in Deutschland.
Tatsächlich verhält es sich genau umgekehrt: Die industrielle Geisterfahrt deutscher Entscheidungsträger – mit Unterstützung der IG Metall und unter der Fahne des Green Deals – ist eine zentrale Ursache für die Deindustrialisierung in Deutschland.
Und selbst die planwirtschaftlich anmutende Wirtschaftspolitik – etwa die milliardenschweren Subventionen für die Stahlindustrie – kann diese Entwicklung nicht aufhalten.
So kassierte ThyssenKrupp Milliarden an Fördergeldern, um den politischen Zirkus rund um die vermeintlich zukunftsweisende Produktion von „grünem Stahl“ am Laufen zu halten. Dennoch verkündete der Konzern Anfang Juni, dass in Deutschland insgesamt 11.000 Stellen gestrichen werden sollen.
Hier wie dort kündigt die IG Metall zwar entschlossenen Widerstand an – doch dieser wirkt wenig glaubwürdig. Denn konsequenter Protest würde bedeuten, gegen die eigene Ideologie und das eigene Mitwirken zu demonstrieren. Das aber ist kaum zu erwarten.
Statt echten Widerstand zu leisten, tun die Gewerkschaftsfunktionäre das, was sie am besten können: Die Beschäftigten täuschen. So geschehen bei der Kundgebung in Bremen am vergangenen Dienstag. Auf Einladung der IG Metall durften dort sowohl Bremens SPD-Bürgermeister Andreas Bovenschulte als auch SPD-Chef und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil ihre Krokodilstränen vergießen – ganz so, als trügen sie keinerlei Verantwortung für die aktuelle Misere.
In einer aktuellen Pressemitteilung zu der Entscheidung von Arcelor Mittal heißt es vom zweiten Vorsitzenden der IG-Metall, Jürgen Kerner:
„Diese Entscheidung ist strategisch kurzsichtig, unternehmerisch falsch und mit Blick auf die Beschäftigten wie auf die gesamtgesellschaftlichen Folgen im höchsten Maße unverantwortlich. Der klimaneutrale Umbau in der Stahlindustrie ist ein Jahrhundertprojekt und bedeutet eine riesige Kraftanstrengung für alle Beteiligten. Die Beschäftigten haben sich auf diesen Weg eingelassen.“
Dazu der Vorsitzende der Gewerkschaft Zentrum, Oliver Hilburger:
„Zu keinem Zeitpunkt wurden die Beschäftigten gefragt, ob sie den ‚grünen Umbau‘ der Industrie überhaupt wollen. Wäre das geschehen, wären Projekte wie ‚grüner Stahl‘ und E-Mobilität längst Geschichte. Auch inhaltlich liegt Herr Kerner falsch: Die Stahlkonzerne stehen – als Folge politischer Entscheidungen im Zeichen des Neoliberalismus – unter globalem Konkurrenzdruck.
Stahl, wie auch Produkte der chemischen Industrie, sind unverzichtbare Grundlagen für weite Teile der verarbeitenden Industrie: vom Maschinenbau bis zur Automobilproduktion. Spätestens auf dieser Stufe werden die Grundstoffe global eingekauft – und kein anderes Land der Welt folgt der industriepolitischen Geisterfahrt Deutschlands, an deren Ende nur eins sicher ist: Alles wird teurer.
Frankreich setzt auf Atomstrom – doch die IG Metall kämpft weiter dagegen und setzt, wie ihre linken Glaubensbrüder, lieber auf sogenannten Flatterstrom. Und China? Dort spielen Umwelt-, Arbeits- und Menschenrechte – vorsichtig formuliert – eine untergeordnete Rolle.
All das blendet Herr Kerner aus. Nein – er blendet es nicht aus. Er steht hinter den Entscheidungen dieser Regierung. Schließlich ist die IG Metall längst zur politischen Vorfeldorganisation der Regierung geworden. Nur das verschweigt sie ihren Mitgliedern – und jenen Beschäftigten, für die sie angeblich demonstriert.“
Ein kleiner Hinweis zum Schluss:
Gerade die IG Metall wirft der Gewerkschaft Zentrum immer wieder vor, arbeitgebernah zu sein. Das ist nicht nur falsch, sondern auch ein durchschaubares Ablenkungsmanöver, um von den eigenen Verflechtungen im politischen Establishment abzulenken. Gleichzeitig offenbart dieser Vorwurf das verquere Selbstverständnis jener angeblich „linken Klassenkämpfer“.
Denn ausgerechnet sie fordern regelmäßig milliardenschwere Subventionen für große Konzerne – etwa in der Stahlindustrie, damit diese mit Steuergeldern gepampert werden. Steuergeld das nicht von ihnen kommt, sondern von den hart arbeitenden Beschäftigten – auch in eben jener Stahlindustrie.
Immerhin hat die Regierung, mit IG-Metall-Demonstrant und Vizekanzler Lars Klingbeil an der Spitze, beim wiederholten Bruch von Wahlversprechen wenigstens an die großen Unternehmen gedacht. Eigentlich hatten Union und SPD versprochen, die Strompreise für alle zu senken. Heute profitieren nur Industrie und Landwirtschaft von billigem Strom. Die Bürger, die Beschäftigten und die kleinen Handwerksbetriebe gehen leer aus.
Die Forderung der IG Metall hieß einst „Brückenstrompreis“. Das aktuelle Zugeständnis an die Konzerne trägt zwar einen anderen Namen – aber das Ziel ist erreicht: Die Konzernlenker dürfen sich freuen. Arbeitsplätze werden trotzdem weiter abgebaut. Und am Ende zahlt wieder der kleine Mann die Zeche.
So kennt man sie eben – die „Sozialdemokraten“ der Oberschicht.